"Ortenau Extra" zu Besuch bei Brenner Frank Weber
Schnapsbrenner fangen den fruchtigen Geschmack des Sommers ein und schaffen mit handwerklichem Können und viel Fingerspitzengefühl ein hochprozentiges Erlebnis.
Stängel haben die zerdrückten Kirschen keine mehr, aber Kerne, die
braucht es für das Aroma. „Das ist wichtig beim Steinobst“, erklärt
Frank Weber. „Sonst schmeckt der Brand später leer.“ Seit über zehn
Jahren brennt der Gärtner-meister, Fachrichtung Obstbau, auf seinem Hof
in Mösbach Schnaps.
Aber eigentlich ist das ein viel zu triviales Wort
für die feinen Erzeugnisse, die er in seinem Hofladen anbietet. 14
unterschiedliche Brände und 25 Liköre hat Frank Weber im Angebot – jede
einzelne Flasche ein geistreicher Genuss.
Bevor die feinen Brände die
Zunge der Genießer erfreuen, ist aber einiges an Arbeit notwendig. In
das Fass mit den Kirschen kommt Hefe. Sie bewirkt die Gärung, bei der
sich der Fruchtzucker in Alkohol umwandelt. Etwa vier Wochen dauert der
Prozess. Dann kann Frank Weber die Holzscheite unterm Brennkessel
anzünden.
Die Kupferblase mit der Maische befindet sich in einem
Wasserbad. Dadurch ist gewährleistet, dass alles gleichmäßig erhitzt
wird und nichts anbrennen kann. Überhaupt ist bei dem Prozess höchste
Konzentration angesagt. Wird das Ganze zu schnell erwärmt und die
Temperatur nicht genau kontrolliert, verdampfen auch Stoffe, die zurück
bleiben sollen. „Ich möchte die Alkoholteile mit den Aromastoffen, Fett
und Öl verderben dagegen den Geschmack“, erklärt Frank Weber. Bei 80
Grad sammeln sich die Dämpfe in der Kugel des Brenners. Dort kühlen sie
schon einmal ein wenig ab, wandern weiter in das Geistrohr, dann in den
Verstärker. Wie auf einer Wendeltreppe geht es durch eine Kupferspirale.
Jetzt werden nur noch 76 Grad gemessen – die perfekte Temperatur, bei
der die schlechten Inhaltsstoffe wieder zurück fallen. Das nächste
Geistrohr wird weiter gekühlt und am Ende kann der Mösbacher die
hochprozentige Flüssigkeit auffangen.
„Zuerst kommt der Vorlauf, der
ist giftig“, so Frank Weber. Immer wieder fängt er ein Glas auf und
riecht daran. Solange der Geruch an Nagellack erinnert, handelt es sich
noch um den ungenießbaren Teil. Doch dann verändert sich das Aroma. Ganz
klar, jetzt fließt der Mittellauf, der in Glasballons oder
Steinguttanks mehrere Jahre gelagert wird. Erst mit Wasser verdünnt,
wird er zum hochprozentigen Trinkvergnügen.
(Anne-Marie Glaser)